Eine Bootsfahrt die ist lustig … Das Liedchen kennen wir alle, in Irland stimmt es mehr noch als anderswo. Das hat natürlich einen ganz ausgezeichneten Grund und ganz ausnahmsweise hat es mal nichts mit dem guten Guinness zu tun.
Eher wenig überraschend liegt es auch nicht am tollen Wetter, nein, dass man in Irland relativ unbeschwert Boot fahren kann, hat einen oder eigentlich sogar zwei oder noch mehr gute Gründe.
Sehr angenehm wird Süßwasserkapitänen zum Beispiel auffallen, dass es auf irischen Flüssen extrem gemütlich zugeht, sprich es gibt so gut wie keinen Verkehr. Es ist fast so wie auf der Autobahn, Sonntagmorgen um 5. Weit und breit kein Mensch und man kann seinem Affen Zucker geben, wie man will.
Und fast noch schöner auf jeden Fall aber total praktisch ist: In Irland braucht man keinen Bootsführerschein, um eine Yacht zu chartern. Man kann auf dem ausgedehnten System irischer Wasserstraßen umher zu gondeln ohne auch nur die geringste Ahnung davon zu haben. Wer schon etwas länger auf diesen Seiten stöbert, wird davon sicher nicht überrascht sein. Zum Autofahren braucht man schließlich auch keinen Führerschein und das ist sicherlich erheblich gefährlicher.
Ob Seebär oder Landratte, hat man erst mal ein paar Meter Planke unter der Sandale und eine handbreit Wasser unterm Kiel, stehen einem ganze 750 Kilometer “Piste” zur Verfügung. Das rockt. Wenn man ein Boot chartert, gibt es eine halbe Stunde Einführung, dann kann es losgehen. Die Checkliste umfasst 35 Positionen. Da es an so einem Boot halt doch ein paar mehr Knöpfchen zu drücken gibt, sollte man sich die Einweisung geben lassen, bevor man das erste Pub ansteuert.
Es mögen üble Gerüchte sein, doch man sagt den meisten irischen Bootsführern nach, dass Sie das Teil aus zwei Gründen mieten, a) damit Sie nicht ins Pub latschen müssen und b) nach Ausschankschluss noch weiter saufen können. Ich halte das natürlich für ein übles Gerücht, schließlich haben die meisten Pubs keine Anlegestelle und liegen in der überwiegenden Mehrheit auch unanständig weit vom nächsten Hafen entfernt. Es würde also keinen Sinn machen, wobei das die Geschichte natürlich schon irgendwie wieder glaubhaft macht.
Dem Vernehmen nach hat Irland das größte zusammenhängende Wasserstraßennetz Europas. Das kommt mir zwar etwas seltsam vor, so wurde es mir jedoch zugetragen und zwar nicht von einem Iren sondern einem Deutschen. Wenn Iren in Superlativen schwelgen ist immer höchste Vorsicht geboten und es ist allemal ratsam, sich beide Taschen fest zuzuhalten. Die hauen einem die Iren nämlich mit Vorliebe voll.
Tatsächlich ist es möglich von Nordirland bis an die Mündung des Shannon zu schippern, zu sehen gibt es entlang der Strecke auf jeden Fall genug. Die Größe des Bootes hängt sicher etwas vom Anspruch ganz bestimmt aber von der Größe des Geldbeutels ab. Kleinere Kabinenkreuzer sind erheblich billiger als zum Beispiel ich gedacht hätte. Wenn man sich den Spaß mit ein paar Leuten teilt, ist es einigermaßen erschwinglich. Preise sind natürlich bis zu einem gewissen Grade Saisonabhängig, ein aktuelles Angebot sollte man sich rechtzeitig einholen.
Wer in Nordirland startet und die volle Tour mitnehmen will, startet auf der Erne. Von Belturbet aus geht es zunächst nordwärts in Richtung Fermanagh Lakelands. Dort trifft man auf die Lower Lough Erne. Das ist eine weite Wasserfläche mit malerischem Blick auf die umliegenden Hügel, die ein fantastisches Panorama bilden. Von dort geht es an die Upper Lough Erne, bemerkenswert durch die zahllosen Inseln. Ein gutes erstes Etappenziel ist zum Beispiel Belleek. Von dort aus kann man sich zum Beispiel nach Enniskillen wenden. Der Ort ist vor allem bekannt für die ganz besonders burgige Burg aus dem 15. Jahrhundert und lädt auch sonst zum Verweilen ein. Wer will, kann weiter nach Norden, wer unter einem irischem Fluss in der Hauptsache den Shannon versteht, erreicht diesen über den Shannon-Erne-Waterway.
Die Schleusen im gesamten “Revier” werden übrigens über eine Art Smart Card bedient. Die ist unkompliziert und öffnet auch die Türen der Servicestationen. Dort findet der gestresste Seebär unter anderem eine warme Dusche und mit etwas Glück auch Waschmaschine und Trockner. Man will ja nicht als übel riechender Pirat dastehen.
Einen wichtigen Hinweis sollten Hobbyangler beachten. Zwar darf man in Irland fischen wie man gerade lustig ist, allerdings muss man die Fische hinterher wieder aussetzen. Was das ganze soll, konnte mir bisher keiner erklären, vielleicht liegt es daran, dass Iren im Allgemein keine großen Fischesser sind.
Seafood gilt immer noch als Arme-Leute-Essen. Ist eigentlich auch klar, nachdem man wegen der großen Hungersnöte jahrelang nur von Lachs und Austern leben musste … es gibt da ja tolle Geschichten zu. Angeblich hatten manche Dienstboten früher im Vertrag stehen, dass Ihnen ihr ganz persönlicher Sklaventreiber maximal drei mal die Woche Lachs vorsetzen durfte. Vo so etwas kann unsereins nur träumen. Jedenfalls soll aus diesen alten und längst vergangenen Tagen die Animosität der Iren gegenüber Meeresfrüchten kommen.
Ob es stimmt, kann ich nicht beurteilen, ich verbreite dieses Gerücht also unter Vorbehalt. Ich habe allerdings einen kleinen Test in meinem Bekanntenkreis abgehalten und die überwiegende Mehrheit stellt Fisch ungefähr auf dieselbe Stufe wie ein Kleinkind Spinat, nicht so lecker also.
Natürlich ist Fisch hier mittlerweile genauso unanständig teuer wie anderswo, geändert hat das an der Einstellung wenig. Nun ja, irgendwie betont es ja den sportlichen Charakter des Angelns und vielleicht ist diese Praxis ja der Grund, dass es hier so viele Fische gibt. Irland gilt unter Sportanglern jedenfalls als eines der besten Reviere weltweit.
Nun sind wir über die Meeresfrüchte natürlich etwas vom Thema Yachtcharter abgekommen, eigentlich ist das aber gut so, viel mehr habe ich zu dem Thema ohnehin nicht zu sagen. Wer denkt, dass es sicher etwas langweilig sei an Bord eines Schiffes, dem kann ich versichern, dass dem nicht so ist. Die Fahrt den Shannon herunter ist äußerst kurzweilig.
Abgesehen von der wunderschönen irischen Landschaft kommt man auch an so tollen Sachen wie Clonmacnoise vorbei. Die Klosteranlage stammt aus dem sechsten Jahrhundert und ist einer der wichtigsten Besuchermagneten der Republik. Wer auf Rundtürme, Hochkreuze und Kirchenruinen steht, kommt hier voll auf seine Kosten.
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