Das kleine Dorf in den Wicklows dürfte eine der bekanntesten Touristen-Attraktionen Irlands sein. Auf den ersten Blick dabei noch nicht einmal klar, warum das so ist. Viel zu sehen gibt es nicht; Friedhof, Hochkreuz, Rundturm, Klosterruine, … das ist für irische Verhältnisse eher normal.
Die Popularität hat natürlich aber einen guten Grund
Hinter den sieben Bergen ist in diesem Zusammenhang fast wörtlich zu verstehen. Zwar gibt es auch eine einigermaßen bus-taugliche Verbindung zur N11, als abenteuerlustiger Tourist nähert man sich dem Ort jedoch quer durch die Wicklow Mountains. Am Einfachsten biegt man bei Enniskerry ab. Wenn man einmal da ist, sollte man durchaus ein wenige verweilen, der Ort ist sehr romantisch gelegen und die (wenn ich mich recht entsinne) Apfeltaschen ein Gedicht und entsprechend berühmt.
Von dort einfach immer bergauf, der Straße folgen. Gleich nebenan bei Powerscourt findet sich übrigens auch der gleichnamige Wasserfall, mit 120 Metern immerhin der höchste Irlands. Powerscourt selbst ist ein Anwesen, das neben einem sehr sehenswerten Anwesen vor allem berühmt ist für die Gärten.
Danach geht es wie gesagt stramm bergauf. Die Tour ist selbst mit dem Auto nicht ganz ohne, das liegt vor allem aber am Fehlen jeglicher Beschilderung. An weitläufigen Heiden, winzigen Bergseen und ausgiebig Hochmooren vorbei, schlängeln sich zahllose kleine Kapstraßen, sich hier hoffnungslos zu verfahren ist keine große Kunst.
Die höchste Erhebungen der Wicklows sind übrigens Lugnaquilla (926 m) und Mullaghcleevaun (847 m), allzu alpin geht es also nicht zu. Trotzdem kann es einem natürlich passieren, dass man mitten in eine Wolke herein fährt, schön vorsichtig also.
Der Anblick ist zum Teil atemberaubend, die Odyssee lohnt also. Am Ende ist es wie überall in Irland, immer schön nach Gefühl, man kommt schon irgendwo raus. Und wenn man am Ziel der Reise plötzlich in Glendalough steht, kann man sich auch noch stolz zurücklehnen und sich im Glanze des eigenen Genies sonnen. Für alle anderen gilt: Der Weg ist das Ziel.
Glendalough bedeutet soviel wie “Der Glen der zwei Seen”, wobei man Glen mit Tal gleichsetzen kann. In einer anderen Übersetzung bedeutet Glen Schlucht, soweit würde ich im Falle Glendaloughs aber nicht gehen. Wie eingangs erwähnt bezeichnet der Name das Dorf an der Klosterruine, im Endeffekt ist letztere aber Ziel ganzer Heerscharen von Besuchern und somit Synonym für das Ganze.
Der Ort ist eine Gründung aus dem 6. Jahrhundert und folgte dem hier angesiedelten Kloster. Dem Gründungsmythos zufolge zog sich der Heilige Kevin hierher zurück, um in der Ruhe und Abgeschiedenheit des entlegenen Tales in Einklang mit sich selbst und der Natur zu kommen. Damit erfüllte er zunächst alle Voraussetzungen zum Eremiten, das konnten sich seine Anhänger allerdings nicht lange mit ansehen.
Während ihn bei seinem Einzug ins Tal nur Vöglein begleiteten, folgten schnell wissbegierige Schüler. Die Anhänger des Heiligen gründeten eine kleine Ortschaft mit mehreren Kirchen, Kapellen und Wohnquartieren und das Ganze praktisch direkt neben der Eremitenhütte des geplagten Heiligen. Der Ort wuchs schnell zu einem regelrechten Zentrum der Christenheit heran.
Kevin soll übrigens stolze 120 Jahre alt geworden sein, gestorben ist er 618. Im 12. Jahrhundert haben in dem Ort bis zu 3000 Menschen gelebt. Ganze sieben Kirchen hatte man errichtet. Trotzdem brachen schwere Zeiten an. Die Wikinger wussten sehr wohl, wo es was zu holen gab und so zählten Klöster zu ihren bevorzugten Angriffszielen. Das bekam auch Glendalough zu spüren. Weitgehend zerstört wurde es dann allerdings erst von den Engländern, so geschehen 1398.
Wenn auch in eher bescheidenem Rahmen, hielt sich das Kloster noch eine Weile am Leben. Das Aus kam erst 1539, als Heinrich VII. alle irischen Klöster auflösen ließ. Es sind doch immer wieder dieselben. Ohne die bösen Engländer, diese alten Häretiker und Wildschwein-in-Pfefferminzsoße-Esser, würde der Papst heute bestimmt in Irland residieren und nicht im treulosen Italien. Andersherum betrachtet, wird unser Papst bestimmt nicht böse sein, kuschelig im Warmen zu sitzen.
Das Kloster liegt zwischen dem oberen und unteren See und zählt zu den bedeutendsten Touristenattraktionen der Insel. Vor Ort gibt es alles was es braucht. Heraus ragt dabei und das sogar im wörtlichen Sinne der 33 Meter hohe Rundturm aus der Wikingerzeit. Er diente wohl dazu, die wertvollen Manuskripte und Reliquien vor den einfallenden Horden zu schützen. Ein weiteres Highlight von Glendalough ist St. Kevins Cross, ein keltisches Hochkreuz, sehr markant auch die süße kleine Kapelle. In gewisser Weise erinnert der kleine Turm an einen Schornstein, sie bekam daher den Spitznamen St. Kevin’s Kitchen verpasst.
Das Hochkreuz, das nur als kleinen Nachtrag, ist eher ungewöhnlich. Meist sind keltische Hochkreuze ja reich mit Bibelmotiven verziert, St. Kevin’s Cross ist es nicht. Es wird allgemein angenommen, dass es ursprünglich bemalt war und die Farbe im Laufe der Jahrhunderte verblich. Vielleicht entsprach es auch einfach Kevins Vorstellungen. Er liebte es ja eher schlicht, von daher hätte ein aufwändig gestalteter Grabstein nicht gepasst
Der 3. Juni eines jeden Jahres ist ein ganz besonderer Tag für den Ort. Da kommen Pilger aus dem ganzen Land nach Glendalough und gedenken des guten alten Kevin. Noch nicht einmal im Tode hat er seine Ruh und dabei wollte er doch einfach nur ein Eremit sein.
Westlich des oberen Sees finden sich übrigens auch noch die Reste eines alten Bergarbeiterdorfes. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wurde hier Blei abgebaut. Wer sich dafür interessiert, sollte die kleine Wanderung ruhig antreten. Wo wir gerade dabei sind, beliebt ist Glendalough unter anderem auch bei Kletterern. Die Granitfelsen bieten (bei trockenem Wetter) ideale Bedingungen, der irische Bergsteigerverein (ja ich war auch platt, dass es so etwas gibt) betreibt hier eine Hütte.
Neben Klettern kann man in der Gegend natürlich auch ganz hervorragend wandern, bei Niesel macht es halt nur halb soviel Spaß. Für das Jahr 2006 kann ich allerdings festhalten, dass es nur sehr wenig geregnet hat. Wenn das Kyoto-Protokoll so grandios scheitert, wie wir alle befürchten, wird Irland vielleicht eines Tages ein mediterranes Paradies. Wir sind halt Optimisten.
Unterkunft
Glendalough ist eine ideale Basis, um die Wicklows zu erkunden. Es gibt zahlreiche Wanderwege und Touren. Wer seine Zelte in Glendalough aufschlagen will, hat nur eine begrenzte Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten. Uns gefiel das Glendalough Hotel. Man hat Blick auf die Kathedrale, das Hotel ist gerade einmal 5 Minuten von der Klosteranlage entfernt.
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