(Cill Airne) ist eine Stadt in der Grafschaft Kerry. Kerry liegt bekanntlich im Südwesten der Insel und ist eine der Haupttouristenattraktionen in ganz Irland: Den Ring of Kerry. Daraus resultiert in mancher Hinsicht auch die Attraktivität Killarneys.
Die Stadt ist eine gute Basis, den County zu erkunden. Und selbst in unmittelbarer Nähe zur Stadt gibt es durchaus noch mehr zu entdecken, als nur den Ring of Kerry. Dingle ist nicht weit und Skellig Michael liegt auch in Reichweite.
Killarney liegt strategisch ausgesprochen günstig. Östlich von hier liegt Cork, nur wenige Kilometer nördlich das Tor zur Halbinsel Dingle: Tralee. Man folge einfach der N22. Wen es nach Süden zieht (dem ganz zauberhaften Bantry zum Beispiel), der folgt der N71. Die führt durch Killarney National Park, woraus wir gleich noch einmal zurückkommen. Nach Westen führt die N72 und zwar nach Killorglin, dem Startpunkt für den Ring of Kerry. Eingenordet sind wir damit, da kann es also losgehen.
Killarney ist ein Touristenzentrum. Das könnte noch nicht einmal ich wegdiskutieren. Was die Zahl der Betten angeht, liegt die Stadt trotz ihrer nur knapp 14.000 Einwohner an zweiter Stelle im Land, hinter Dublin. Wer nach Idylle und ländlichem Irland sucht ist hier ungefähr so falsch, wie es irgendwie geht.
Tourismus hat eine lange Tradition. Offiziell reicht die Geschichte der Tourismusindustrie bis ins Jahr 1747 zurück. 1861 sorgte ein Besuch der Königin Victoria für ordentliche Publicity und seitdem erfreut es sich eines recht konstanten Zustroms von Besuchern. Die Stadt hat sich darauf eingestellt. Man sieht es an der beachtlichen Zahl von Hotels und Pubs, aber auch an so simplen Dingen wie den Pferdekutschen überall in der Stadt. Auch das Nachtleben hat es in sich. Ob man das unter Pro oder Contra laufen lässt, ist Ansichtssache.
Auf den ersten Blick macht die Stadt einen guten Eindruck. Sie wirkt proper, etwas steril vielleicht, das passiert vermutlich aber automatisch, wenn man einen Ort so konsequent auf Tourismus ausrichtet. Egal zu welcher Jahreszeit man kommt, als wirklich ruhig wird man die Stadt wohl nie empfinden. Nervenaufreibend kann sich die Suche nach einem Zimmer gestalten. Wer sich selbst einen Gefallen tun will, sollte im Voraus buchen. Ansonsten wird das Ganze schnell zur Odyssee.
Warum also kommen die Leute hierher? Killarney selbst mag Geschmackssache sein, nicht leugnen lässt sich, dass es in einer atemberaubend schönen Ecke von Irland liegt. Wer der N22 von Süden durch den Killarney National Park merkt schnell, was ich meine. Es ist eine der schönsten Routen in ganz Irland. Die Straße durch die MacGillycuddy’s Reeks mag streckenweise nichts für schwache Nerven sein, aber der Ausblick über den Upper Lough und später Lough Lean ist schon was Besonderes. Den Killarney National Park kann ich uneingeschränkt empfehlen. Ring of Kerry und das nahe gelegene Dingle habe ich in Einzelartikeln besprochen, die brauche ich hier also nicht extra zu erwähnen.
Genannt haben möchte ich auch St Mary’s Cathedral. Aus Gründen, die sich mir nicht völlig erschließen, wird sie immer wieder in der Liste der Highlights geführt. Vielleicht ist mir was entgangen, aber sie ist weder besonders alt noch besonders großartig.
Architekturfetischisten werden sich vielleicht an der Lanzettbogen Gotik erbauen, da muss man aber wohl ein Auskenner sein. Und falls sich einer wundert; das Wort Lanzettbogen habe ich im Architekturlexikon gefunden. Die Definition eines Lanzettfensters ist: … ein schlankes Fenster mit einem überhöhten Spitzbogen. Da seid ihr jetzt sicher platt. So etwas in einer Kirche zu finden … ein Kracher! Da wollt ihr sicher gleich die Koffer packen und euch das Ganze ansehen oder?
Für mich sieht St Mary’s Cathedral aus wie eine ganz normale 0815 Kirche. Zum Glück sind Geschmäcker verschieden, sonst würden alle Irlandbesucher sofort nach Achill fahren und sich für die Gesamtdauer ihres Aufenthalts in meinem Lieblingshostel einquartieren. Da würde ich schön dumm gucken.
Sehr viel attraktiver im Sinne der Attraktion ist Ross Castle; der Stammsitz des O’Donoghue Clan. Es ist spektakulär gelegen am Ufer des Sees. Es gibt sogar etwas Geschichte dazu. Das Schloss wurde von den O’Donoghues gebaut, dann aber an Sir Valentine Browne vermietet, der nun seinerseits als Ahne des Earl of Kenmare gilt. Langweilig ich weiß, aber auf Irland ist so etwas wichtig.
Historisch nun ist – und darauf ist man zu Recht stolz –, Ross Castle ergab sich als eines der letzten Bollwerke gegen die bösen Engländer unter Irlands Nemesis Oliver Cromwell. Und dass man überhaupt das Handtuch warf, verdankten die Rotröcke einer alten Prophezeiung. Die weissagte einst, Ross Castle würde erst fallen, wenn ein Kriegsschiff auf dem Lough Leane schwimmt. Als nun die Engländer, ob wissend oder reiner Dusel, Artillerie per Schiff den Fluss raufschickten, verloren die Verteidiger die Nerven. Definiere Kriegsschiff! Der Anblick der Boote war entweder zu viel oder kam als Ausrede gerade recht. Die Brownes warfen das Handtuch.
Die Burg ist ansonsten guter Durchschnitt. Schick gelegen, mit Mauer und Turm, alles was man braucht für ein gutes Urlaubsfoto.
The Gap of Dunloe ist – wie der Name eigentlich nahe legt – eine Lücke. In diesem Fall ist es allerdings eine sehr berühmte und auch ziemlich imposante. Sie trennt die Macgillycuddy’s Reeks im Westen und die Purple Mountains im Osten. Sie ist stolze 11 Kilometer lang und dank der fünf Seen Coosaun, Black, Cushnavally und Auger Lake sowie last but not least Black Lough im Süden auch ganz bezaubernd.
Es mag sich nicht nach viel anhören, aber die Ecke hat wirklich was. Durch The Crying Game kam The Gap of Dunlooe nun sogar zu filmischen Ehren. Von Killarney aus kann man sich ein Pony mieten, mit bis zu vier Leuten im Pferdewagen fahren Radeln oder halt per Auto. Unter Iren, die es mit Auto fahren gemeinhin nicht so haben, gilt die Strecke allerdings als „anspruchsvoll“. Ich finde sie ganz spaßig.
Wer dem Kerry Way folgt, kommt am Torc Waterfall vorbei, der sich Fuße der Torc Mountain befindet. Übertrieben spektakulär ist er nicht, aber das erwartet man in Irland sicher auch nicht. Bemerkenswert ist höchsten, wie viele der Gerinnsel, die hier unter Wasserfall laufen, einen Namen haben.
Als sehenswert würde ich ansonsten noch Muckross House und Muckross Abbey im Killarney National Park einstufen. Die Abbey hat einen ganzen bezaubernden Innenhof mit einer gewaltigen Eibe. Es handelt sich um eine Gründung der Franziskaner. Besonders glücklich wurden die allerdings nicht hier. Die Abbey wurde regelmäßig geplündert.
Muckross House auf der gleichnamigen Halbinsel wurde vom Schottischen Architekt William Burn als Herrenhaus im Tudor Stil entworfen und gebaut. So geschehen im Jahre 1843. In Vorbereitung auf den Besuch der Queen Victoria 1861 wurde es dann noch einmal ordentlich aufpoliert. Das trieb angeblich den Besitzer in den Ruin, der das Anwesen verkaufte. Kein geringerer als Sir Arthur Guinness kaufte es und es heißt, es ginge ihm dabei vor allem um die Erhaltung der dramatischen Landschaft. Guinness war ein durchaus überzeugter Entrepreneur und Philanthrop, man mag es also glauben.
Der heutige Killarney National Park verdankt seine Existenz einer umfangreichen Spende aus dem Muckross Anwesen. Er wurde später durch Zukäufe erweitert, aber der historische Kern ist geht auf diese Zuwendung zurück.
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