Nördlich der Liffey
Die Liffey teilt Dublin gleich in mehrfacher Hinsicht in zwei große Hälften. Der Fluss ist eine Art natürlich Wasserscheide und obwohl er nicht besonders groß und mächtig ist, bildete er lange Zeit die Grenze zwischen dem reichen Süden und dem nicht ganz so reichen Norden der Stadt.
Obwohl die Grenze mittlerweile so nicht mehr zu ziehen ist, haben sich Spuren bis in die heutige Zeit erhalten. Während Immobilienpreise im Norden astronomisch sind, sprengen sie im Süden einfach jede nur irgendwie vorstellbare Grenze.
Wer im Süden Dublins vor zwanzig Jahren ein kleines Haus erwarb, ist durch den gestiegenen Verkehrswert der Immobilie mehr oder weniger zum Millionär geworden. Nützen tut es natürlich nichts, man muss schließlich irgendwo wohnen.
Four Courts
Eines der markantesten Gebäude Dublins ist Four Courts. Es liegt direkt an der Liffey und wird allein durch seine Lage schon zu einem der Gesichter der Stadt. Der große Rotunde mit ihrer flachen Kuppel ist ein Blickfang, der auch in seiner Größe beeindruckende Gebäudekomplex dominiert die Promenade am Nordufer der Liffey. Seinen Namen – Vier Gerichte- hat es übrigens von den vormals vier Kammern des irischen Rechtsystems; Chancery, King’s Bench, Exchequer, and Common Pleas.
Four Courts ist ein sehr schönes Beispiel für den einstigen Glanz Dublins. Ursprünglich war der Komplex von Thomas Cooley entworfen worden, allerdings – und das ist eine lange Geschichte – wurden die Pläne später von James Gandon überarbeitet und geändert. Er gilt auch offiziell als der Architekt des Ganzen, kurz gesprochen mochten die Beiden sich nicht besonders.
Der heutige Westflügel geht noch auf die alten Pläne zurück, markantester Unterschied ist, dass Cooley individuelle Gebäude mit eigenen Zugängen bevorzugte, während Gandon eher auf einen großen Gebäudemomplex mit zentralem Zugang setzte. Was besser ist, mag jeder selbst entscheiden.
Blickfang sind Haupteingang und natürlich der “Dom”. Obwohl es für meinen Geschmack viel zu dicht an den Fluss geklatscht wurde – eine Gebäude wie dieses verdient einen kleinen Park, sodass Passanten in respektvollem Abstand vorbeilaufen – fand Gandon eine würdevolle Lösung. Er konstruierte eine halbkreisförmige … ja Nische ist das falsche Wort … Einlassung vielleicht; jedenfalls verlegt er den Eingang de facto in das Gebäude hinein.
Betreten kann man das Gebäude nur zu den sogenannten Court Hours, sprich wenn das Gericht tagt. Wann genau die sind, bin ich mir nicht so ganz sicher, das lässt sich sicher aber herausbekommen. Man sollte halt beachten, dass es weniger als Touristenattraktion gedacht ist sondern vielmehr als waschechtes Gerichtsgebäude. Wie gesagt, ich war selber nie drin – toi toi toi – hörte aber, dass es recht ansprechend ist.
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Das Custom House (Zollgebäude)
Das sogenannte Zollhaus wird oft als das – zumindest vom architektonischen Standpunkt – bedeutendsten Gebäude Dublins gewertet. Es war das erste größere Projekt, das von öffentlicher Hand als allein stehendes Gebäude mit vier prachtvollen Fassaden in Auftrag gegeben wurde. Es setzte Maßstäbe für den weiteren Ausbau Dublins zur Metropole.
Der Vorläufer (das alte Zollhaus) war, obwohl erst 1707 fertig gestellt, knappe 70 Jahre später als unsicher eingestuft worden. Es befand sich weiter flussaufwärts am Essex Quay und ursprünglich sollte dort auch das Neue entstehen. Die Grundbesitzer fürchteten, dass ihr Land an Wert verlieren würde, wenn es an anderer Stelle gebaut würde.
Der amtierende Chief Commissioner schloss sich dieser Argumentation freilich nicht an und setzte durch, dass der neue Prachtbau flussabwärts auf einer Linie mit College Green und Drogheda Street liegen sollte. Das Stadtzentrum sollte sich entsprechend von der Capel und Parliament Street östlich verlagern.
Die Bauarbeiten begannen 1781, 19 Jahre und 200.000 £ später war der neue Prachtbau fertig. Es war ein in mancher Hinsicht prachtvoller Entwurf. Von der schieren Größe abgesehen, beeindruckte vor allen die Fassadengestaltung. Sie besticht durch aufwändige Bauplastik, neben verschiedenen Skulpturen vor allem Wappen und einer Serie von sogenannten Schlusssteinen (keystones), die die Flüsse Irlands symbolisieren sollen.
Das Innere des Baus wurde im irischen Bürgerkrieg 1921/22 fast vollständig zerstört. Ein gewaltiges Feuer, gelegt bei den Kämpen der IRA, wütete mehrere Tage, zerstörte unter anderem eine unbekannte Anzahl von Akten. Der Dom des Baus schmolz, die Mauern wurden so heiß, dass man selbst nach fünf Monaten noch Knacken des sich abkühlenden Steins hören konnte.
Die Restaurierungsarbeiten zogen sich entsprechend lang, abgeschlossen wurden sie eigentlich erst in den 1980er Jahren. Da ein anderer Stein verwendet wurde, als beim ursprünglichen Bau, erscheint das Gebäude heute etwas dunkler als ursprünglich geplant, trotzdem ist es nach wie vor ein ausgesprochen imposanter Bau.
O’Connell Street
Heutzutage erstrahlt O’Connell Street wieder im einstigen Glanz, allerdings war der Weg dahin lang. Selbst zu meiner Zeit in Dublin galt, was einem heute als Boulevard erscheint, als eher üble Gegend, die man des Nachts meiden sollte. Dabei war O’Connell Street eigentlich eine der prachtvollsten Meilen der Stadt. Da kommt man sich schon verschaukelt vor, wenn Taxis sich des Nachts weigern, dort zu halten oder freundlich Gardaí (Polizisten) einem nahe legen, sich nicht dort herum zu treiben. Nun ist wieder alles gut, lange genug gedauert hat es.
Eines der beeindruckendsten Gebäude entlang des Boulevards ist das große Postgebäude (General Post Office). Man kann es praktisch nicht verfehlen. Blickfang ist die gewaltige dorische Säulenhalle mit dem wunderschönen Fries, aber auch von innen macht der Bau mit seiner aufwändigen Deckengestaltung einiges her. Ein Besuch lohnt sich durchaus und sei es nur um die Urlaubsgrüße zu versenden.
Das GPO hat übrigens einen besonderen Platz in der irischen Geschichte. Es war eines der Brennpunkte des Osteraufstands 1916, hier wurde die Unabhängigkeitserklärung verlesen und leider auch schwer in Mitleidenschaft gezogen im Verlauf der Kämpfe, die sich unter anderem in O’Connell Street konzentrierten.
Gleich gegenüber kann man seit Neuestem den Dublin Spire bewundern. Das ausgesprochen kontroverse Kunstwerk war als Ersatz für die 1966 gesprengte Nelson-Säule geplant. Der Bau verzögerte sich mehrfach, da es heftigen Widerspruch gegen den Entwurf gab. Die Angelegenheit wurde schließlich vor dem höchsten Gericht ausgefochten, Ende 2002 begann der Bau.
Der “Zahnstocher”, wie er häufig genannt wird, ist stolze 120 Meter hoch, am Fuß drei Meter im Durchmesser und verjüngt sich nach oben. Er besteht aus rostfreiem Edelstahl und ist der mit Abstand höchste Bau der Stadt. Freundlich Menschen wie ich bezeichnen den Entwurf als gewöhnungsbedürftig. Wir haben uns halt dran gewöhnt. Immerhin, die Spitze ist nachts erleuchtet und das Ganze wirkt einigermaßen beeindruckend. Was uns das Denkmal sagen will, weiß ich leider nicht.
Weit weniger kontrovers ist da das O’Connell monument. Es stammt aus dem Jahre 1862 und würdigt Daniel O’Connell den “Befreier”. Das Denkmal ruht auf einer Basis aus Kalkstein. Dort sitzen und kontemplieren in trauter Eintracht Patriotismus, Treue, Tapferkeit und Eloquenz. Über einer Gruppe von Figuren, die Momente aus dem ruhmreichen Leben des Geehrten darstellen thront auf einer dritten Ebene der Meister selbst.
Der Entwurf geht übrigens auf John Henry Foley zurück, der die Vollendung selbst aber nicht mehr erlebte.
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