Trim Castle ist eines der bemerkenswertesten Ausflugsziele um und herum Dublin. Es liegt im County Meath, weniger als eine halbe Autostunde entfernt von der irischen Hauptstadt.
Berühmt wurde es nicht zuletzt durch den Film Braveheart. Auch wenn den meisten Zuschauern das nicht bewusst gewesen sein wird, einige Teile des Monumentalfilms um den schottischen Nationalhelden wurden hier in Irland gedreht.
Trim gilt als die größte Normannenfeste Europas. Das Gesamtareal umfasst immerhin 30.000 Quadratmeter. Die Feste wurde teilweise zerstört, ist aber in einem relativ guten Zustand und in ihrer Gesamtheit begehbar.
Trim Castle entstand in mehreren Ausbaustufen. Ursprünglich war es kaum mehr als ein Erdhaufen mit einem Holzturm (Motte), im Laufe der Jahre entwickelte sich die Festung zu einem gewaltigen Wehrbau, mit ausgeklügelten Verteidigungsmechanismen und einer immer noch beeindruckenden Festungsmauer.
Der ursprüngliche Bau entstand unter Hugh de Lacy im Jahre 1172. De Lacy war der erste Lord of Meath und die Gründung der Feste war seine Art, das Land für sich in Anspruch zu nehmen. Sein Sohn Walter setzte die Bauarbeiten später fort, erst unter ihm wurde Trim zur größten Festung Irlands.
Unter ihrem Schutz siedelten sich bald Händler und Klöster an. In unmittelbarer Umgebung finden sich zum Beispiel die wunderschönen Ruinen von “Priory of St. John the Baptist”, einem Augustinerkloster aus dem 13. Jahrhundert.
Das Design der Festung ist ausgesprochen ungewöhnlich. Aus der Luft betrachtet hat es die Form eines Kruzifix mit insgesamt 20 Ecken. Nachdem die ursprüngliche Holzkonstruktion im Zuge der Attacken des gälischen König Ruaidrí Ua Conchobair 1173 niedergebrannt worden war, ließ de Lacy die Festung aus Stein errichteten. Seine Nachfolger bauten die ursprünglich erheblich flachere Festung zu ihrer heutigen Größe aus. Die insgesamt 3 Ausbaustufen lassen sich noch gut ausmachen.
The Keep – wie die Festung auch heißt – beherbergte den gesamten Haushalt, diente also als Wohnsitz und administratives Zentrum. Der Wohnbereich ist wohl separiert vom repräsentativen Teil der Feste mit seiner großen Halle und der kleinen Kapelle. Dazu gab es Quartiere für Beamte und eine kleine Garnision.
Damit die Festung auch längeren Belagerungen standhalten konnte, gab es ausgedehnte Lagerkapazitäten. Selbst im Fall, das die Mauern fallen, konnte die Festung also noch standhalten.
Alles war auf Wehrhaftigkeit ausgelegt. So waren zum Beispiel die engen Wendeltreppen im Innern so ausgelegt, dass ein Rechtshänder von oben kommend Bewegungsfreiheit hat, wer die Treppe ersteigen wollte, konnte ein Schwert höchstens mit Links führen.
An den Außenmauern waren kleine überdachte Balkone, von denen Bogenschützen den gesamten Bereich innerhalb der Mauern abdecken konnten, ohne sich potenziellen Angreifern zu entblößen.
Bei aller Wehrhaftigkeit war dem Wohnkomfort überraschend wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das Leben dort war hart und ungemütlich. Selbst die Gemächer des Burgherren waren feucht und kalt, daran änderten auch eventuell vorhandene Wandteppiche nichts. Die hygienischen Zustände waren schockierend. Läuse waren die eigentlichen Herren der Burg.
Eine besondere Bewandtnis hatte es mit den Toiletten. Für die Herrschaften gab es eine Art Donnerbalken. Durch ein Loch im Boden fielen die Exkremente in einen abgetrennten Schacht. In die von dort aufsteigenden, und wie man sich lebhaft vorstellen kann ausgesprochen übelriechenden Dämpfe, wurde die Kleidung zum Entlausen gehängt. Die Arbeit in dieser “Wäschekammer” dürfte alles andere als angenehm gewesen sein.
Von dem romantischen Vorstellungen über das Leben als Burgherren verabschiedet man sich angesichts dieser Tatsachen schnell. Vermutlich war es in der gesamten Festung ganzjährig klamm und es muss mörderisch gestunken haben. Dabei galt Trim zu damaliger Zeit als wegweisendes und hochmodernes Design. Dann doch lieber Indianerhäuptling mit Wigwam und Büffel am Spieß.
Mindestens so ungewöhnlich wie die Festung ist die Ringmauer mit ihren aufwändigen Torkonstruktionen. Auf der Flussseite ist zwar fast völlig zerstört, dafür ist der Rest recht gut erhalten. Ursprünglich war die gesamte Außenmauer von einem mit Wasser gefüllten Festungsgraben umgeben. Den gibt es allerdings nicht mehr.
In den Hof gelangte man durch drei Tore, die jedes für sich eine technische Meisterleistung sind. Im Nordwesten befindet sich das “Trim Gate” mit seinem eindrucksvollen Torbogen. Heutzutage ist dies der offizielle Zugang zur Burg. Ursprünglich führte vom Tor selbst eine mit Mauern geschützte Steinbrücke über den Burgwall. Im Innern verbarg sich eine Zugbrücke, den Abschluss auf der anderen Seite des Grabens bildete ein kleiner Wehrturm.
Das “River Gate” lag wie der Name nahe legt direkt an der Boyne. Da die an dieser Stelle nicht ohne weiteres schiffbar ist, wurden zusätzich Kanäle ausgehoben. Einer davon führte direkt an der Mauer lang zum Tor. Dort konnten die Boote direkt anlegen, be- und entladen werden. Von dem Tor ist leider nichts mehr übrig.
Das Barbican Gate (übersetzt nichts weiter als Wachturm) findet sich an der Südseite. Das Design ist ausgesprochen ungewöhnlich. Es hat einen zylindrischen Wachturm mit vorgelagerten Wehranlagen. Dazu zählt ein zweiter kleinerer Wachturm direkt über dem Eingang des Tores. Die Brücke im Inneren konnte nach oben gezogen werden. Dazu kamen Fallen für ungebetene Besucher und geschützte Stellungen für Bogenschützen.
Die Festung ist insgesamt in einem bemerkenswert guten Zustand. Auch die Führung durchs Keep lohnt sich und sei es nur für den Ausblick vom Dach. Die Gegend ist atemberaubend und auch in der näheren Umgebung finden sich lohnenswerte Ziele. Das Dorf selber hat durch die rege Bautätigkeit der letzten Jahre etwas an Charme verloren, ist aber immer noch einen Besuch wert. Bei der Gelegenheit kann man sich dann gleich seine eigene Meinung bilden, ob es tatsächlich so eine gute Idee war, vis-a-vis der Festung ein fünfstöckiges Hotel zu bauen. Meine persönliche Meinung brauche ich dazu sicher nicht kundtun.
Öffnungszeiten Trim Castle:
Januar – Anfang Februar 2022 Nur am Wochenende
12.2.2022 – 2.11.2022 voll geöffnet
Dann täglich 9.00 – 16.00 Uhr
Ab 17. März 2022
täglich 10 – 18 Uhr
Letzter Einlass: 1 Stunde vor Schließung
Priese: (Stand 2022):
Erwachsene: €5.00
Gruppen & Senioren: €4.00
Kinder/Schüler & Studenten: €3.00
Familien: €13.00
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